Es ist schon verrückt und erstaunlich wie vielfältig der Iran ist. Meinen Eintrag schreibe ich, während ich in einer Jurte sitze. In dem traditionellen Zelt dieser Region haben wir unser Lager für diese Nacht aufgeschlagen. Und so fällt mein Blick in einen großen, ungefähr 6m breiten und kreisrunden Raum, der fast gänzlich mit rot-braunen Filzmatten ausgelegt ist. Die Wand aus beigefarbener Kamelwolle wird von diagonal zueinander verlaufenden Holzstreben getragen. Mannshoch verläuft sie beinahe senkrecht nach oben bevor sie sich nach innen beugt und zu einem flachen Gewölbe zusammenläuft. Es riecht stark nach Rauch und nahe der Eingangstür flimmert noch etwas Glut vom bereits erloschenen Feuer. Draußen ist es kalt, vermutlich um 0℃, und äußerst feucht.
Nachdem wir im Nordwesten des Landes rund um Tabriz im Gebiet der Azeri unterwegs waren, treffen wir hier im Nordosten des Iran auf ein weiteres turksprachiges Volk, die Turkmenen. Erneut funktionieren Wörter wie „doydum“ (= ich bin satt), „küçük“ (= klein), „sağ ol“ (=danke) oder auch die Zahlen, die wir in der Türkei gelernt hatten. Gelandet sind wir heute in Gatschi Su e Bala, […] das fernab jeder Hauptstraße in idyllischer Abgeschiedenheit liegt. Hier leben deutlich mehr Schafe und Kühe als Menschen und bei einem kurzen Spaziergang durch die vom Regen der letzten Tage aufgeweichten Sandwege wurden wir von dem ein oder anderen Wachhund kritisch beäugt oder gar aggressiv angebellt.
So interessant und besonders der Schlafplatz in der gemütlichen Jurte ist, so fabel- und märchenhaft sah die Landschaft aus, die wir auf dem Weg hierher durchkreuzten. Als wir ungefähr 30km vor unserem Ziel zum letzten Mal in Richtung Norden abbogen, brach die zuvor so flache Ebene plötzlich auf und gab Platz für niedrige, äußerst seicht verlaufende Hügel, die sich sanft und ohne viel Aufsehen zu erregen durch das Panorama schwangen. Das gesamte Gebiet ist zweigeteilt in Abschnitte in den Tälern, die gerade so flach sind, dass dort Landwirtschaft betrieben werden kann, und in die Spitzen der Erhebungen, die zu steil dafür sind. Im dort wachsenden Gras verlaufen in kleinen und regelmäßigen Abständen die Trampelpfade der heimischen Schafs- und Rinderherden. So wirkt es ganz als ob die Hügel aus vielen dünnen Scheiben zusammengesetzt wurden. Im Gesamteindruck strahlte die Landschaft eine friedliche und sehr ruhige Atmosphäre aus.
[…] Die [An-] Reise gestaltete sich wie im Iran gewohnt ereignisreich und kompliziert. Aus dem ersten innerstädtischen Taxi ausgestiegen, gerieten wir in ein hektisches Handgemenge aufgeregter Taxi-Fahrer. Überhaupt einen Preis zu erfragen, bevor die Tasche schon im Kofferraum eines der gelben Fahrzeuge lag, war schwer und klappte erst nach beharrlichem Nachfragen. Im Zentrum der Provinzhauptstadt Gonbad-e Kavus lernten wir Danish* kennen. Der 27jährige lud uns in das kleine Stoff-Geschäft ein, in dem er seit vier Jahren arbeitet und erzählte uns ganz begeistert von seinem Besuch eines in Nürnberg lebenden Cousins vor einem Jahr.
Natürlich ist auch Danish* nicht immun gegen diesen im ganzen Land umhergehenden Wahn, uns als Gästen jeden nur erdenklichen Wunsch erfüllen zu wollen und sich von dieser Mission unter keinen Umständen abbringen zu lassen. Wie so viele vor ihm bot der sympathische, junge Mann uns einen Schlafplatz in seiner Wohnung an. Als wir erklärten, dass wir zunächst nach Gatschi Su e Bala möchte, fackelte Danish* nicht lange, bezahlte ein Taxi zu seinem Apartment, ließ uns in sein Auto einsteigen und fuhr uns „mal eben“ bis zur Jurtenpension, ein 85km weiter Weg, für den wir in eine Richtung eineinhalb Stunden brauchten. Es ist jeden Tag wieder aufs Neue der absolute Wahnsinn, was wir hier erleben.
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… und sehe mich als abenteuerfreudigen und neugierigen Reisenden. Dabei faszinieren mich ganz besonders Begegnungen bei der Fahrt per Anhalter, Navigation mit Karte und Grenzübertritte jeder Art.
Fast täglich schreibe ich auf diesen Reisen mit großer Hingabe in ein Journal. Mit meiner Kamera halte ich besondere Momente als Foto fest.

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