Unsere Unterkunft erreichten wir gestern mal wieder relativ spät. Unerwartet lang hatte der Bus benötigt, den wir morgens ab Gonbad genommen hatten. Um in das abseits gelegene Dorf namens Ruin zu gelangen, brauchten wir danach noch ein Savari sowie die freundliche Hilfe eines Pkw-Fahrers, den wir für die letzten Kilometer per Anhalter stoppten. Die von kargen Bergen eingefasste Siedlung macht auf uns einen sehr konservativen Eindruck. Jede Frau, die wir bislang hier gesehen haben, war in einen Tschaddor gehüllt. Das ist ein riesiges Tuch, meist in dunklen Farben gehalten, welches vom Kopf abwärts den gesamten Körper verhüllt. Nur das Gesicht bleibt frei. Eine solch restriktive Kleiderordnung ist uns bislang nicht begegnet. Selbst in Gatschi Su e Bala trugen die meisten Frauen lediglich ein Kopftuch und ließen dabei einige Haare zum Vorschein kommen. Das Gebiet, in dem die Turkmenen die Bevölkerungsmehrheit stellen, haben wir mittlerweile verlassen. Unser Gastgeber Hassan* zählt sich selbst zu den Tat.
Der Islam scheint hier in Ruin eine große Rolle zu spielen. Auf die 3000 Einwohner kommen Hassan* zufolge gleich sechs Moscheen. Mehrfach am Tag erklingt der Ruf eines Muezzins und wird gefolgt von einem längeren Monolog auf Arabisch, der ebenfalls über Lautsprecher durch das ganze Dorf vorgetragen wird. Gleich zum Frühstück erklärte uns Hassan*, dass er im Gegensatz zu den sunnitischen Turkmenen dem schiitischen Islam anhängt. In unserem Zimmer hängt ein Bild der Kaaba und ein Pfeil deutet in die Gebetsrichtung nach Mekka. Beim Einkauf im Kiosk nebenan wurde ich sogar gefragt, ob ich Moslem sei.