Nun wenigstens kurz zu gestern. In einer für mich überhaupt nicht einzuschätzenden Mischung aus vorgespieltem taarof, ehrlicher Gastfreundschaft und vielleicht doch auch dem Gedanken daran, an uns noch den einen oder anderen Cent verdienen zu können, entließ uns der Gastgeber in Naschtifan nicht einfach so aus seiner Ecolodge, sondern geleitete uns in sein Auto. Als an der 20km entfernten Wegesgabelung mitten im Nirgendwo nach 15min immer noch kein Pkw für uns angehalten hatte, wurde der kleingewachsene Mann unruhig. Sein übereifriger Höflichkeitsdrang und wohl auch seine mittelschweren Minderwertigkeitskomplexe ließen am Ende – auch entgegen unser bestimmtes Ablehnen – nur den einen Entschluss zu, dass er uns bis in die nächste größe [sic!] Stadt namens Gonabad fuhr. Auf den grünen Wegweiser-Schildern war die Entfernung mit 120km angegeben.
Es folgte eine bizarre Fahrt durch die endlos erscheinende Halb-Wüste. Nach kurzer Zeit überließ Mr. Puryaghub mir das Steuer und so konnte ich meine ersten Auto-Kilometer auf iranischem Boden zurück legen. Das „fishing for compliments“, mit dem gefühlt ohnehin jede zweite Person in diesem Land um Lob oder gutes Zureden von uns wirbt, nahm ungeahnte Ausmaße an. So entschuldigte er sich doch tatsächlich aus heiterem Himmel und gänzlich ohne Grund dafür, dass wir zusammen mit ihm, also mit einem „bad man“ im Wagen sitzen müssten. Der weitere Konversationsverlauf: „No, you are a very good man” – “Thank you”.
Mit einer Art Taxi ging es ab Gonabad weiter, die nächsten 75km in Richtung Ferdows. Hier wurde es zum ersten Mal hügelig. Die weiten Ebenen verschwanden und machten Platz für noch trockenere, noch kargere Berge aus kahlem Fels. Die Leistung des in die Jahre gekommenen Motors sank mit zunehmender Strecke immer weiter ab und so waren wir froh, als wir uns mit gerade einmal noch 20km/h über den Pass geschleppt hatten und es fortan bergab ging.
Den Bus, den wir eigentlich nehmen wollten, um die verbleibenden knapp 200km bis nach Tabas zurückzulegen, sollten wir genauso wenig zu Gesicht bekommen wie irgendeinen Busbahnhof. Stattdessen stoppten Fahrzeuge am Straßenrand, ohne dass wir nur ein Zeichen gegeben hatten, welches unseren Wunsch zur Mitnahme hätte signalisieren können. Zunächst war es ein überaus freundlicher Maschinenbau-Ingenieur, der mangels Job-Angeboten als Bademeister im Schwimmbad von Ferdows arbeitet. Danach wurden wir von einem Vater-Sohn-Duo im Lkw mitgenommen. Der kauzige und fast gebisslose Vater war ziemlich in sich gekehrt, führte aber ständig intensive Selbstgespräche oder sang ein Lied vor sich her. Sein Sohn Mohammed machte einen extrovertierten Eindruck, bot uns im Fünf-Minuten-Takt Süßigkeiten, Tee, Kaffee oder Wasser an. Ungefähr zur Halbzeit der dreieinhalbstündigen, gemeinsamen Fahrt erlebte ich eine [sic!] der skurrilsten Dinge, die ich je in einer Lkw-Kabine gesehen habe. Um einen Topf voller Thunfisch-Sauce zu erwärmen, zog Mohammed eine große, bauchige Gasflasche hervor und köchelte damit auf leichter Flamme, während wir der mittlerweile untergehenden Sonne entgegen fuhren.
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… und sehe mich als abenteuerfreudigen und neugierigen Reisenden. Dabei faszinieren mich ganz besonders Begegnungen bei der Fahrt per Anhalter, Navigation mit Karte und Grenzübertritte jeder Art.
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Seit heute sind die 11 Motive dieser Foto-Ausstellung in der TurnVilla des TV Emsdetten zu sehen! Außerdem hängen dort die