Immer wieder streifen wir einfach durch die Gassen und Straßen von Yazd und lassen uns treiben. Sowohl am Freitag als auch heute besuchten wir dabei auch einige religiöse Stätten. Obwohl der Iran genau wie die Türkei ein vom Islam geprägtes Land ist und fast alle Einwohner Moslems sind, fallen uns immer wieder Unterschiede auf.
Quasi direkt ins Auge springt das äußere Erscheinungsbild der Moscheen. Waren in der Türkei die meisten Gebetshäuser von außen eher schlicht gehalten, mit Backsteinen verkleidet oder in unaufregenden Farben verputzt, so sind hier im Iran insbesondere die großen, bauchigen Kuppeln sowie die schlank gehaltenen Minarette mit aufwendig gestalteten Mosaiken ausgeschmückt. Detailverliebte und wunderschöne Muster erstrahlen meist in türkis- oder dunkelblauen Farben und können uns immer wieder aufs Neue begeistern.
Viele Differenzen rühren auch daher, dass die Türkei von sunnitischen Muslimen bewohnt wird, während der Großteil der Iraner der schiitischen Auslegung des Islam folgen. So beten die Schiiten beispielsweise nicht fünf Mal am Tag sondern nur drei Mal. Anders als die Sunniten, die bei diesem Ritual niederknien und beim Vorbeugen mit der Stirn den Boden berühren, legen die Schiiten ihren Kopf beim Gebet auf einem kleinen Stein ab. So lässt sich auch beim Betreten einer Moschee schnell ihre konfessionelle Richtung bestimmen. In schiitischen Gotteshäusern findet man im Eingangsbereich nämlich stets ein oder zwei Behältnisse, aus denen man sich einen der sandfarbenen Steine ausleihen kann.
Auch der Adhan, also der Ruf zum Gebet, der vom Muezzin über die Lautsprecher der Minarette vorgetragen wird, ist hier ganz anders. In der Türkei wurde lediglich der standardmäßige Text, den ich nebenstehend mit Transliteration und Übersetzung aus dem Arabischen eingetragen habe, in einem schönen Sing-Sang vorgetragen. Im Iran dagegen wird der Adhan durch teils recht lange und monoton wirkende Monologe ergänzt. Etwas verwirrend für uns war es, dass manche Begriffe anders verwendet werden. Ein Imam in der Türkei ist der Vorbeter und damit der geistliche Führer der Gemeinde einer Moschee. Bei den Schiiten ist diese Bezeichnung für die historischen Zwölf Imame und gegebenenfalls noch für einige ihrer Nachfahren reserviert. Die religiösen Anleiter innerhalb der Moscheen werden im Iran Scheich genannt.

Während sich die Sunniten sehr auf die heiligen Orte in den saudi-arabischen Städten Mekka und Medina konzentrieren, sind für die Schiiten auch Schreine, also Begräbnisstätten der Imame und ihrer Nachfahren, von großer Bedeutung und bilden zusätzliche Wallfahrtsorte.