Um der Dinge irgendwie Herr zu werden, ist auf der nächsten Seite ein Zeitstrahl entstanden, der die ereignisreichen Stunden vom Besuch der Pinken Moschee bis zum Einchecken ins Hotel Azadi gestern Abend darstellen soll. Ganz gut ersichtlich wird die Menge an verschiedenen Erlebnissen und auch wie unregelmäßig wir Zugang zu Nahrungsmitteln erlangen konnten. Nicht abgebildet ist wie viele Personen wir in dem kurzen Zeitraum kennenlernten. Mit diversen Freunden, Onkeln, Tanten oder Cousins unseres Gastgebers Tiam* schüttelten wir Hände; mit einigen verstanden wir uns richtig gut. So zum Beispiel mit Malik*, der in angenehm zurückhaltender Weise eine innere Herzlichkeit ausstrahlte. Vor drei Jahren pflanzte er gut 10km von Behbahan entfernt einen Beerenstrauch, taufte ihn „Baum der Hoffnung“, und kümmert sich seither mit großer Hingabe um ihn.
Ebenfalls aus dem Zeitstrahl nicht zu ersehen ist mit welcher Ohnmacht wir als passive Teilnehmer diesem Programm beiwohnten und wie chancenlos wir waren auch nur einen kleinen Einfluss auf den Ablauf zu nehmen. Als Tiam* uns vom Busbahnhof in Behbahan abholte, sammelten wir Malik* und seine Freundin Taraneh* ein und fuhren direkt zu Amir*, wo die erste kleine Privat-Fete stieg. Zum Haus von Tiams* Familie kamen wir zum ersten Mal erst nachts gegen halb Drei. Die Idee mit der Hochzeit entstand – wie schon beschrieben – recht plötzlich durch einen Telefonanruf eines Freundes um kurz nach 18Uhr abends. Ob wir darauf überhaupt Lust hatten, wurden wir nie gefragt. Es war einfach der neue Plan.
Auch gestern, nachdem unser Versuch Bustickets nach Abadan zu kaufen gescheitert war, wurde es noch einmal wild. Obwohl er uns zwei Stunden zuvor davon abgeraten hatte, die Strecke per Anhalter zurückzulegen, weil dies zu gefährlich sei, entschied sich Tiam* plötzlich dafür mit uns zusammen nach Abadan zu trampen, um dort Familie von ihm zu besuchen. Es ist möglich, dass Tiam* es nur gut meinte und uns so eine Möglichkeit kreieren wollte zusammen mit ihm als Local doch noch am gleichen Tag und sicher nach Abadan zu gelangen. Er verpasste es aber immer, seine Pläne wenigstens ein bisschen zu erklären und auch auf Nachfragen hin bekamen wir nur selten Infos, die uns die Lage besser beschrieben. Deshalb fühlte es [sich] für mich manchmal so an als sei ich gefangen und jedem Mitspracherecht beraubt worden.
Neben Tiams* individueller Persönlichkeit spielen dabei vermutlich auch ganz grundsätzliche, kulturelle Unterschiede eine Rolle. Es ist ja schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass ich mich so gefühlt habe. Schon häufig haben wir erlebt, dass es sich im Iran kaum lohnt, konkrete Tagespläne zu schmieden, weil es dann ohnehin anders kommt, als wir es erwartet hatten. Busse brauchen Stunden länger als gedacht, um ihr Ziel zu erreichen, Feiertage, Wochenenden und ausgiebige Siesta-Zeiten erschweren uns das Leben und vor allem die Menschen um uns herum sind konstant damit beschäftigt ihre eigenen Pläne wieder umzuschmeißen.
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… und sehe mich als abenteuerfreudigen und neugierigen Reisenden. Dabei faszinieren mich ganz besonders Begegnungen bei der Fahrt per Anhalter, Navigation mit Karte und Grenzübertritte jeder Art.
Fast täglich schreibe ich auf diesen Reisen mit großer Hingabe in ein Journal. Mit meiner Kamera halte ich besondere Momente als Foto fest.

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