Gerade einmal 700m sind es von unserem Hotel bis zum Schatt al-Arab beziehungsweise bis zum Arvandrud, einem gewaltigen Strom, der aus dem Zusammenfluss von Euphrat und Tigris erwächst. In Abadan markiert er eine Staatsgrenze. Am anderen Ufer sahen wir zum ersten Mal den Irak mit eigenen Augen.
Nun noch zu einigen Details aus Behbahan. Zusammen mit Tiams* Freunden wurde erneut ganz offensichtlich wie anders der Iran hinter verschlossener Haustür sein kann. Amir* arbeitet als Untergrund-DJ in Teheran und hatte schweres Equipment im Wohnzimmer aufgebaut. An einer Traverse hingen einige Party-Lampen, aus den großen Boxen ertönte selbst gemischte Musik. Neben hausgemachtem Wein wurden wir auch zu Arak eingeladen, einem klaren, natürlich selbst gebrannten Schnaps, der entweder als „Wodka“ oder mit einem Schuss Malzbier für die Farbe als „Whiskey“ getrunken wurde. Auch auf der zweiten Party, die wir in der Nacht von Donnerstag auf Freitag besuchten, wurde viel Alkohol getrunken. Außerdem liefen ein paar Mädels mit wirklich wuchtigen Formen in viel zu engen, aufreizenden Kleidern umher und waren darüberhinaus im Gesich[t] mit einer massiven Schicht Make-Up bepinselt. Sie hätten genau so auch an einer dunklen Straßenecke in Bahnhofsnähe stehen können.
Die Hochzeit hätte – aus unserer Perspektive betrachtet – trauriger kaum wirken können. Gefeiert wurde in einer riesigen Halle, die sich in drei Säle der immer gleichen Kargheit aus weißen Wänden aufteilte. Der erste war praktisch eine Kantine, mit simplen, ewig langen Tischen, die lieblos in Reih und Glied gestellt worden waren. Hier wurde die Meute mit Reis und Kebab [ge]füttert. Im Hauptsaal waren gleich mehrere Stuhlreihen auf die Tanzfläche hin ausgerichtet. Und das war es auch schon fast in diesem Raum. Eine Theke oder Ähnliches suchte man vergebens. Hin und wieder liefen Menschen mit Wasserflaschen und Plastik-Bechern umher. Getoppt wurde all das aber im dritten Raum. Hier spielte die Live-Band und zwar genau vor niemandem. Die Musik wurde über Mikrofone in den Hauptsaal übertragen. Vermutlich haben wir einfach andere Vorstellungen davon, was solch eine Hochzeitsfeier zu einer schönen werden lässt und was dabei wichtig ist. Hinzu kommen die Regeln der Islamischen Republik. Bis um ungefähr 23Uhr mussten Frauen und Männer getrennt feiern. Der Band ist es schlichtweg verboten im Hauptraum aufzutreten, weil die männlichen Musiker keinen Frauen beim Tanzen zusehen können sollen. Nur die Kopftücher saßen an diesem Abend bei vielen weiblichen Gästen erstaunlich locker oder wurden gar nicht mehr getragen – zumindest solange bis gegen 1Uhr die Lichter ausgingen und die Party zu Ende gehen musste.